Wildnis

moosbewachsener, umgestürzter Baum in einem Mischwald

Gebiete, in denen Natur wirklich Natur sein darf, sind selten in Deutschland. Schon seit Jahrhunderten wird nahezu die gesamte Landfläche für Siedlung, Gewerbe, Verkehr, Land- und Forstwirtschaft genutzt. Vom Menschen kaum beeinflusste Gebiete sind daher nur noch in Fragmenten vorhanden, die für Wildnisgebiete typische natürliche Dynamik in der Landschaft wurde zurückgedrängt. Um die natürlichen Prozesse der Lebensraumdynamik wieder zu aktivieren, sollen mindestens zwei Prozent der Landesfläche einer von menschlichen Nutzungen freien Entwicklung überlassen werden. Dies entspricht etwa einer Fläche von 714.000 Hektar. 

Zentrale Ziele der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS):

  • Bis zum Jahre 2020 kann sich die Natur auf mindestens zwei Prozent der Landesfläche Deutschlands wieder nach ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten entwickeln, beispielsweise in Bergbaufolgelandschaften, auf ehemaligen Truppenübungsplätzen, an Fließgewässern, an den Meeresküsten, in Mooren und im Hochgebirge.
  • Bei einem Großteil der Wildnisgebiete handelt es sich um großflächige Gebiete.

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Warum brauchen wir mehr Wildnis in Deutschland?

  • Große Gebiete, in denen sich die Natur gemäß ihren Gesetzmäßigkeiten entwickeln kann, sind unverzichtbar für den Schutz der biologischen Vielfalt. Viele Arten brauchen ungestörte Rückzugsräume mit hohem Strukturreichtum, die sie nur in großen, ungestörten Gebieten vorfinden. Darüber hinaus ist der genetische Austausch und das Ablaufen evolutiver Prozesse, die beispielsweise für die Anpassung an den Klimawandel wichtig sind, fast nur noch in Wildnisgebieten möglich.
  • In Wildnisgebieten können wir viel von der Natur lernen: Hier können wir erforschen, wie sich vom Menschen weitgehend unbeeinflusste Gebiete beispielsweise in Zeiten des Klimawandels verhalten und so Erkenntnisse für Management oder Bewirtschaftung gewinnen.
  • Es ergeben sich Synergien beim Klima- oder beim Hochwasserschutz: Intakte, "wilde" Moore sind Hotspots der biologischen Vielfalt ebenso wie effektive Kohlendioxidsenken. Natürliche Auen können Wasser und Nährstoffe zurückhalten, somit ergeben sich Synergien zwischen Natur-, Hochwasser- und Gewässerschutz.
  • Großflächige Wildnisgebiete können unsere Sehnsucht nach ursprünglichem Naturerleben stillen. Daher sind beispielsweise die Nationalparke auch in Deutschland Tourismusmagneten. Die Mehrheit der Menschen in Deutschland gibt an, Natur umso schöner zu finden, je wilder sie ist.
  • Es ist ein Gebot der internationalen Glaubwürdigkeit, dass wir uns auch in unserem Land für den Schutz von großflächigen Wildnisgebieten einsetzen und dies nicht nur beispielsweise im Regenwaldschutz einfordern.

Mehr dazu:

Die BMU-Broschüre "Wo Natur sich selbst gehört – Warum wir mehr Wildnis in Deutschland brauchen" gibt einen Überblick darüber, was Wildnis in Deutschland sein kann und was die wichtigsten Argumente für mehr Wildnis in Deutschland sind, unter anderem: "Wildnis schützt – Wildnis heilt – Wildnis ist Atempause – Wildnis ist Blaupause".

  • Broschüre: "Wo Natur sich selbst gehört"

Für einen tieferen fachlichen Einstieg in die Argumentation für die Wildnisentwicklung in Deutschland hat das Bundesamt für Naturschutz ein umfangreiches Papier "Mehr Wildnis in Deutschland!" erstellt und mehrere  Studien vergeben, die fundierte Informationen für Diskussionen und Argumentation liefern.

Wo stehen wir und was tun wir für die Wildnis in Deutschland?

  • Wir stellen einen Wildnisfonds zur Verfügung mit dem Ziel, die Länder bei der Umsetzung des Zwei- Prozent-Ziels Wildnis zu unterstützen. Für die Sicherung von neuen Wildnisgebieten stehen jährlich 20 Millionen Euro zur Verfügung. Informationen zur zur Antragstellung und zu bereits geförderten Projekten finden Sie auf der Seite von Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH.
  • Bund und Länder arbeiten bei der Umsetzung der Wildnisziele zusammen. Etwa im jährlichen Turnus tauschen sie sich bei den Bund-Länder-Gesprächen „Mehr Wildnis in Deutschland“ über die Weiterentwicklung des Wildnisprozesses aus. 
  • Es ist klar, dass ohne das Engagement der Bundesländer keine Möglichkeit zur Umsetzung der Wildnisziele der NBS besteht. Und die Länder schreiten voran! Viele von ihnen haben die Wildnisziele der NBS , insbesondere das genannte zwei Prozent-Wildnisziel, aber auch das Ziel, auf fünf Prozent der Waldfläche die natürliche Waldentwicklung zu sichern, in ihre Strategien und Programme zur biologischen Vielfalt, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen haben Wildnis- beziehungsweise Wildnisentwicklungsgebiete in ihre Landesnaturschutzgesetze aufgenommen.
  • Der Bund hat mit dem Nationalen Naturerbe rund 164.000 Hektar Bundesfläche für den Naturschutz gesichert. Für etwa 20 Prozent der bundeseigenen Wälder ist damit die natürliche Entwicklung perspektivisch festgeschrieben. Darüber hinaus bieten die Flächen des Nationalen Naturerbes auch Potenzial für großflächige Wildnisentwicklung.
  • Die Umwelt- und Naturschutzverbände, auch viele Stiftungen, haben ein großes Interesse an der Wildnisentwicklung in Deutschland und bringen sich auch selbst aktiv mit der Übernahme von Flächen ein. 
  • In der Dialogreihe „Wildnis im Dialog“, die vom BfN durchgeführt wird, tauschen sich Expertinnen und Experte aus Verbänden, Stiftungen, Ländern und Bund seit Jahren regelmäßig über fachliche Fragen der Wildnis aus.
Stand: 24.04.2020

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