Fledermäuse

Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus)

Die Fledermäuse sind eine besonders gefährdete Ordnung der Säugetiere. Zu lange schon bekannten Gefahren, wie direkten Schädigungen durch den Einsatz von Bioziden oder der Zerstörung von Quartieren und Lebensräumen, sind neue Gefahren und Risiken hinzugekommen: So die Tötung an Windenergie-Anlagen oder Biomasseverluste von Insekten, der Hauptnahrungsgrundlage. Zahlreiche Fledermausarten legen zwischen ihren Sommer- und Winterquartieren Wanderungen von Hunderten von Kilometern zurück und überqueren dabei Staatsgrenzen und benötigen auf ihren Wegen sichere Rast- und Nahrungsplätze. Eine internationale Zusammenarbeit zum Fledermausschutz ist daher geboten. Vor diesem Hintergrund wurde "EUROBATS" geschaffen:

EUROBATS ist ein Abkommen zur Erhaltung der europäischen Fledermauspopulationen (Agreement on the Conservation of Populations of European Bats). Auch dieser völkerrechtlich verbindliche Vertrag steht unter der Schirmherrschaft der Bonner Konvention zum Schutz wandernder, wildlebender Tierarten. Der Sitz des Sekretariats befindet sich auf dem UN-Campus in Bonn.

Zurzeit umfasst das EUROBATS-Abkommen 38 Staaten, welche sich dazu verpflichtet haben, die 51 europäischen Fledermausarten zu schützen. Das Abkommen schließt Populatinen mit ein, die zeitweilig Europa verlassen und Nordafrika oder Vorderasien erreichen. Daher können auch Staaten dieser Regionen seit 2010 Mitgliedstaaten werden.

Die EU ist keine EUROBATS-Vertragspartei – sämtliche europäischen Fledermausarten sind aber in Anhang IV der Fauna-Flora-Habitat Richtlinie (92/43 EG– kurz "FFH") erfasst und auch in den Anhängen I und II der FFH wird dem Fledermausschutz Rechnung getragen. Darüber hinaus hat die Europäische Kommission als Grundlage für den Fledermausschutz in den EU-Staaten einen Fledermaus "Multispecies Action Plan" erarbeitet.

Die wichtigsten Instrumente zum Schutz des Fledermausbestandes sind Regelungen zur Entnahme von Tieren, der Schutz von Quartieren (in Gebäuden, Höhlen, aber auch im Wald), Nahrungs- und Zuggebieten und die Förderung von Forschung, Monitoring und Öffentlichkeitsarbeit.

Ein besonders akutes Problem für den Fledermausschutz stellt die Frage der Windenergienutzung im Wald dar. Deutschland engagiert sich hier seit mehreren Jahren schon besonders bei Forschungsfragen, die Auswirkungen der Windenergienutzung auf Fledermäuse im Wald betreffen und Möglichkeiten, diese zu vermindern. Aber auch generell stehen Fledermaus-Wanderwege beziehungsweise -Flugkorridore im Zentrum des bisherigen Forschungsinteresses.

Insekten sind die Hauptnahrungsquelle von Fledermäusen, die in den letzten Jahren bekannt gewordenen hohen Biomasseverluste bei Insekten sind daher auch für den Fledermausschutz problematisch. Die Bundesregierung hat hierzu bereits Mitte 2018 die Eckpunkte zu dieser Strategie verabschiedet und zwischenzeitlich auf dieser Grundlage ein Aktionsprogramm zum Insektenschutz beschlossen. Diese Strategie sollte entscheidend helfen, Insekten als fast ausschließliche Nahrungsgrundlage der heimischen Fledermausarten zu sichern. 

Für zwei Fledermausarten, für die Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) und für die Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus), hat Deutschland eine besondere Verantwortung, weil ein hoher Anteil der Weltpopulation hier vorkommt. Sie sind daher im "Förderschwerpunkt Verantwortungsarten" des Bundesprogramms zur Erhaltung der biologischen Vielfalt enthalten und Projekte zu deren Schutz können entsprechend aus Bundesmitteln gefördert werden. Nähere Informationen auf der Webseite des Bundesamtes für Naturschutz.

Vom 8. bis 10. Oktober 2018 fand in Monaco die 8. Vertragsstaatenkonferenz von EUROBATS statt. Die dort behandelten Fragen und Resolutions-Dokumente beziehungsweise die Konferenzergebnisse sind über die Internetseite des Abkommens einsehbar.

Aufgrund des üblichen vierjährigen Konferenz-Turnus ist 2022 als nächstes Konferenzjahr vorgesehen.

Unter dem Dach des Abkommens findet einmal jährlich in allen Staaten der Vertragsparteien die Europäische Fledermausnacht statt. Sie wird von lokalen Natur- und Artenschutzverbänden organisiert und dient der Information über heimische Fledermauspopulationen und deren Lebensräume. Die Fledermausnacht gilt als besonders familien- und kinderfreundlich. Je nach Veranstalter werden Ausstellungen, Filmvorführungen und Vorträge angeboten, oft auch abendliche Exkursionen zu Fledermausquartieren und Jagdgebieten. Dabei können Fledermäuse nicht nur beobachtet, sondern mit Hilfe von so genannten Fledermausdetektoren auch akustisch wahrgenommen werden.

2011 riefen die Bonner Konvention und EUROBATS gemeinsam die Initiative "Year of the Bat" ins Leben. Sie erklärten das Jahr 2011 und 2012 zum Fledermausjahr. Die gemeinsame Kampagne hatte das Ziel der Sympathiewerbung für Fledermäuse, um insbesondere Quartiere in Menschen-Nähe besser vor Zugriffen zu schützen.

Gerade zum Schutz von Quartieren hat sich das Bundesumweltministerium besonders engagiert und den Erwerb und die Sicherung von Fledermausquartieren in einem der größten Quartiere Westdeutschlands, dem Mayener Grubenfeld in der Vulkaneifel, gefördert. Innerhalb Eurobats hat sich Deutschland besonders dafür eingesetzt, den Fledermausschutz auch über die Grenzen Europas hinaus voranzubringen – dies auch im Bewusstsein, dass zahlreiche europäische Fledermauspopulationen im Austausch mit Nordafrika oder Kleinasien stehen.

In jüngster Vergangenheit war die Frage, wie weit Fledermäuse als Reservoire für humanpathogene Viren von Bedeutung sind, ein wichtiges Thema. Derartige Risiken bestehen insbesondere in Afrika oder Ostasien und bei dortigen Fledermauspopulationen, die nicht mit europäischen Fledermäusen in Verbindung stehen. Weitere Informationen hierzu sind über die Eurobats-Webpage zu SARS und COVID19 einsehbar

Weitere Informationen

Stand: 27.05.2020

Wege zum Dialog

Gute Politik für Umweltschutz und Verbraucherschutz gelingt, wenn sie gemeinsam gestaltet wird. Schreiben Sie uns oder beteiligen Sie sich an unseren Dialogangeboten.