Human-Biomonitoring von "neuen" Schadstoffen; Teilprojekt 2: Screening

Umwelt und Gesundheit

Projektlaufzeit
03.2011 - 05.2014

Forschungskennzahl
3710 62 220 2

Zu den Ergebnissen des Vorhabens ist aus umweltpolitischer Sicht folgendes festzuhalten: Für viele Chemikalien ist uns nicht bekannt, ob und inwieweit sie vom menschlichen Organismus aufgenommen werden und wie die Belastungen gesundheitlich zu bewerten sind. Fehlt es an geeigneten Methoden des sog. Human-Biomonitoring, kann die reale Belastung nicht untersucht werden – von der Bewertung ganz zu schweigen. Entsprechende Daten fehlen dann auch für die EU-Chemikalienregulierung unter REACH.

In dem gemeinsamen Projekt des BMUB mit dem VCI e. V. (2010 bis 2020) werden – in Kooperation mit dem UBA, dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und einem hochrangigen Expertenkreis – Human Biomonitoring (HBM)-Methoden für Stoffe mit gesundheitlicher Relevanz entwickelt, für die bisher weltweit keine geeigneten Methoden zur Verfügung stehen. Die Stoffauswahl ist dabei von entscheidender Bedeutung für die Relevanz des Projekts. Um das vorhandene Expertenwissen zu ergänzen, wurde das hier vorgestellte Non-Target-Screening Projekt begonnen: Unabhängig davon, welche Stoffe wir bereits im Fokus haben, sollte festgestellt werden, welche Substanzen in Humanproben (Blut und Urin) darüber hinaus zu finden sind.

Untersucht wurde eine kleine Anzahl von Proben aus der Umweltprobenbank. Soweit in allen Proben dieselben Substanzen in Form von sogenannten Peaks auftauchen, wurden anhand dieser Peaks die Substanzen qualitativ bestimmt oder auch mit Referenzstandards identifiziert. Im Ergebnis wurde festgestellt, das 

  • Eine Reihe der bereits im Fokus stehenden Substanzen sich tatsächlich in allen proben finden (Parabene, UV-Filter, PFAS und Organophosphor-Flammschutzmittel),
  • Aber auch weitere Substanzen vorhanden sind, die bisher vom Expertenkreis noch nicht thematisiert wurden. Dabei handelt es sich um ein Fungizid (4-hydroxy-Chlorthalonil), drei Verbindungen, die aus Plastikrohren für die Trinkwasserversorgung ausbluten können (Di-tert-Butylbenzol, Di-tert-Botylphenol und 7,9-Di-tert-butyl-1-oxaspiro(4,5)deca-6,9, -dien-2,8-dion) sowie um eine Substanz, die als Lösungsmittel und Emulgator in Druckfarben und Tinten Verwendung findet (Tetraglyme). 

Für keinen dieser weiteren Verdachtsstoffe gibt es bisher HBM-Methoden zur quantitativen Bestimmung. Die zuständigen Facheinheiten im UBA wurden nun um Prüfung gebeten, welche Erkenntnisse zur toxikologischen Relevanz dieser Stoffe vorliegen. Lässt sich eine solche Relevanz erkennen, wird 

  • Im Rahmen des VCI-Projekts versucht, eine Nachweismethode zu entwickeln
  • Die neue Methode anschließend in geeigneten Untersuchungen zur Anwendung gebracht und
  • Die HBM-Kommission beim UBA gebeten, einen sog. HBM-Wert zu entwickeln, mit dessen Hilfe die gesundheitliche Bedeutung einer gefundenen Belastung beurteilt werden kann. 

Zusammenfassend handelt es sich bei diesem UFOPLAN-Projekt um ein Vorhaben mit sehr konkreter Bedeutung für die Chemikalienpolitik von BMUB und UBA, wobei deutsche HBM-Daten auch gerne und zunehmend für die EU-Chemikalienregulierung genutzt werden.

https://www.bmuv.de/FB236

Wege zum Dialog

Gute Politik für Umweltschutz und Verbraucherschutz gelingt, wenn sie gemeinsam gestaltet wird. Schreiben Sie uns oder beteiligen Sie sich an unseren Dialogangeboten.