Rad- und Fußverkehr

Gerade angesichts der aktuellen Klimaschutzdiskussion sollte das Potential des Fahrrads nicht unterschätzt werden. Rund die Hälfte der städtischen Pkw-Fahrten sind unter fünf Kilometer lang. Nach Schätzungen des Verkehrsministeriums könnten pro Jahr 7,5 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden, wenn 30 Prozent der Pkw-Fahrten in Städten unter sechs Kilometer auf das Fahrrad umgelagert würden (dann läge die jährliche Fahrleistung bei durchschnittlich 1000 Kilometer pro Einwohner).

Am 1. Oktober 2008 wurde im Rahmen der Klimaschutzinitiative der Bundesregierung das Projekt des Bundesumweltministeriums Zero Emission Mobility (ZEM) ins Leben gerufen. Das Projekt förderte die emissionsfreie Mobilität im Nahbereich (Fuß- und Radverkehr) mit Mitteln der Verbraucherinformation und Imageförderung. Eine bundeseinheitliche Mediakampagne, durchgeführt auf kommunaler Ebene, sollte Menschen animieren öfter den privaten PKW stehen zu lassen und sich emissionsfrei per Fuß und Fahrrad fortzubewegen. Die Projektlaufzeit betrug zwei Jahre. Projektpartner sind fairkehr GmbH und Velokonzept Saade GmbH.

Um den Radverkehr zu fördern, werden auf Bundesebene verschiedene Maßnahmen verfolgt. Kernelement ist dabei der 2002 verabschiedete Nationale Radverkehrsplan (NRVP). Dieser verfolgt mehrere Ziele. Zum Einen soll der Radanteil am gesamten Verkehrsaufkommen bis 2012 gesteigert werden. Weiterhin soll die Verkehrssicherheit für Fahrradfahrer verbessert und der Fahrradtourismus in Deutschland gestärkt werden. Dazu wurde im Verkehrsministerium eigens ein Referat eingerichtet, das eine koordinierte und zielgerichtete Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern und Kommunen ermöglicht. Zudem wurden die Haushaltsmittel für den Radverkehr erhöht und neue Finanzierungsmöglichkeiten für nicht investive Maßnahmen geschaffen. Weitere Informationen zum NRVP können auf den Internetseiten des Bundesverkehrsministeriums eingesehen werden. 

Das Beispiel zeigt, dass sich eine stärkere Berücksichtigung des Fahrradfahrers in Stadt- und Verkehrspolitik lohnen kann. Doch in vielen Kommunen wird die Radverkehrsförderung oftmals noch vernachlässigt. Dabei liegen die Vorteile des Verkehrsträgers Rad doch auf der Hand. Es muss keine externe Energiequelle beansprucht werden und das Fahren an sich verursacht weder Luftschadstoffemissionen, noch Lärm oder CO2. Daneben wird weniger Fläche für Fortbewegung und Unterbringung benötigt. Auf einem Pkw-Stellplatz können bis zu acht Fahrräder stehen. Durch den geringeren Flächenbedarf und niedrigere technische Anforderungen an die Verkehrsanlagen werden in der Regel deutlich geringere Verkehrsinfrastrukturkosten für innerstädtische Mobilität benötigt. Und ganz nebenbei fördert das Radfahren die individuelle Gesundheit, was wiederum zur Kostensenkung im Gesundheitssystem beiträgt.

Dabei sind die Potentiale noch nicht ausgeschöpft. Ein Blick in die Nachbarländer Dänemark und Niederlande zeigt, dass eine Erhöhung des Radanteils durchaus möglich ist. In den Niederlanden stieg das mittlere Radverkehrsaufkommen beispielsweise zwischen 2004 und 2005 von 883 Kilometer pro Einwohner auf 917 Kilometer pro Einwohner (27 Prozent). Und erstaunlicherweise wird dort fast die Hälfte der Radstrecken zu beruflichen Zwecken zurückgelegt. 

Nach dem zweiten Fahrradbericht der Bundesregierung aus dem Jahr 2007 liegt der Radverkehrsanteil am individuellen Verkehr weiterhin konstant bei neun Prozent. Absolut bedeutet das allerdings eine Steigerung auf 300 Kilometer pro Einwohner beziehungsweise 30 Milliarden Personenkilometer (pkm) pro Jahr, da das Wegeaufkommen in Deutschland an sich gestiegen ist.

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