Adolf Au/UN-Dekade
Naturschutz und biologische Vielfalt voranbringen
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Die Ergebnisse des Indikatorenberichts 2014 zur Nationalen Strategie haben deutlich gemacht, dass die bisherigen Maßnahmen zum Schutz und der Erhaltung der biologischen Vielfalt nicht ausreichen, um die ehrgeizigen Ziele der NBS zu erreichen.
Um dem Umsetzungsprozess der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt neuen Schwung zu verleihen, hat das Bundesumweltministerium im Oktober 2015 mit der "Naturschutz-Offensive 2020" ein ambitioniertes Handlungsprogramm vorgestellt. Die "Naturschutz-Offensive 2020" macht deutlich, in welchen Handlungsfeldern bei der Umsetzung der NBS die größten Defizite bestehen und bis zum Jahr 2020 verstärkte Anstrengungen zur Erhaltung der biologischen Vielfalt von welchen Akteuren gefordert sind. Dazu werden zehn prioritäre Handlungsfelder definiert und insgesamt 40 vordringliche Maßnahmen beschrieben.
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Das Handlungsprogramm
Viele Ziele der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt werden ohne zusätzliche Anstrengungen nicht erreicht werden können. Die Initiative des BMU macht deutlich, in welchen Handlungsfeldern die größten Defizite bestehen und bis zum Jahr 2020 verstärkte Anstrengungen zur Erhaltung der biologischen Vielfalt von welchen Akteuren gefordert sind. Es werden zehn prioritäre Handlungsfelder definiert und insgesamt 40 vordringliche Maßnahmen beschrieben.
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Die Erfolge
Seit die Naturschutz-Offensive 2020 im Herbst 2015 vorgestellt wurde, arbeitet das Bundesumweltministerium intensiv und auf verschiedenen Ebenen an ihrer Umsetzung. Es wurden bereits wichtige Fortschritte bei der Umsetzung der 40 Maßnahmen in den zehn Handlungsfeldern der Naturschutz-Offensive 2020 erzielt.
Handlungsfelder mit direktem Bezug zu Ökosystemen
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BMUB/Dr. Ulf Hauke
Äcker und Wiesen - Kulturlandschaft für Mensch und Natur
Mehr als die Hälfte der Fläche Deutschlands wird landwirtschaftlich genutzt. Die biologische Vielfalt ist in hohem Maße von der Art der Bewirtschaftung abhängig, daraus resultiert eine entsprechend hohe Verantwortung der Landwirtschaft. In den letzten zehn Beobachtungsjahren (2001 – 2011) hat sich die Artenvielfalt und Landschaftsqualität im Agrarland deutlich verschlechtert. Das zeigt ein alljährlich ermittelter Indikator, der auf den bisher tiefsten Wert abgesunken und weit vom Zielwert entfernt ist. Das ist ein ernst zu nehmendes Signal dafür, dass sich in der Landwirtschaftspolitik und bei der Agrarförderung dringend etwas ändern muss, wenn wir den Verlust der biologischen Vielfalt in der Kulturlandschaft stoppen wollen.
BMUB/Dr. Ulf Hauke
Auen - Dem Leben zwischen Wasser und Land mehr Raum geben
Naturnahe Auen sind in Deutschland selten geworden. Fast überall wurde den Flüssen ein enges Korsett angelegt, und die Funktionen der Auen wurden erheblich eingeschränkt. Nur 10 Prozent der Flussauen sind noch ökologisch intakt. Auen als grüne Infrastruktur sind auch für die Hochwasservorsorge von entscheidender Bedeutung. Es muss deutlich mehr getan werden, um die Auen als natürliche Räume zum Ausgleich von Wassersstandsschwankungen und als Lebensraum für viele seltene Tier- und Pflanzenarten sowie für Auwälder, die nur hier existieren können, zurück zu gewinnen.
Erwin Sittig/UN-Dekade
Wildnis - Freiheit für das Abenteuer Natur
Gebiete, in denen Natur wirklich Natur sein darf, sind selten in Deutschland, viel zu selten. Gerade 0,6 Prozent der Fläche unseres Landes kann man aktuell als großflächige Wildnis- oder Wildnisentwicklungsgebiete bezeichnen. Nur dort können natürliche Prozesse ganz unbeeinflusst von menschlichen Eingriffen in langen Zeiträumen ablaufen, können Menschen erleben und erforschen, wie sich eine Natur ohne Nutzungen entwickelt und aussieht, ist Platz für große wildlebende Tierarten wie den Luchs. Ein reiches Land wie Deutschland sollte deutlich mehr tun, um diesen Schatz der Wildnis zu vermehren.
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Jan Neumann/UN-Dekade
Küsten und Meere - Mehr als eine Wirtschaftszone
Rund ein Drittel der marinen Organismen in Nord- und Ostsee sind in ihrem Bestand gefährdet und es sieht schlecht für sie aus, wenn nicht endlich alle Akteure an einem Strang ziehen. Die Hauptursache für die bedenkliche Situation liegt in schädlichen Fischereipraktiken und in der Überfischung der Meere. Außerdem gibt es im Meer eine Vielzahl von weiteren Nutzungen, über und unter Wasser. Die kumulativen Auswirkungen dieser Nutzungen auf die Natur machen immer mehr Probleme.
BMUB/Dr. Horst Freiberg
Wälder - Forstwirtschaft im Einklang mit der Natur
Etwa ein Drittel der Fläche Deutschlands ist bewaldet. Wälder sind für viele Menschen wichtige Erholungs- und Erfahrungsräume. Viele Tier- und Pflanzenarten sind auf naturnahe und strukturreiche Wälder als Lebensraum angewiesen. Es gibt jedoch nur wenige Wälder, die vom Menschen nicht oder wenig beeinflusst sind, der überwiegende Teil der Wälder wird forstwirtschaftlich genutzt. Um Wälder im Sinne des Naturschutzes zu entwickeln, braucht man Zeit! Die Menschen erwarten, dass in Wäldern im Besitz der öffentlichen Hand die Bedeutung der Wälder für Mensch und biologische Vielfalt in besonderer und vorbildlicher Weise wahrgenommen und umgesetzt wird.
Jürgen Wackenhut/fotolia.com
Schutzgebiete, Natura 2000 und Biotopverbund - Lebens-Räume und Lebens-Wege für Tiere und Pflanzen
Deutschland bietet für viele wildlebende Tier- und Pflanzenarten keine günstigen Lebensbedingungen. Nur weniger als ein Drittel der Lebensraumtypen ist in dem von der EU geforderten günstigen Erhaltungszustand, mehr als zwei Drittel weisen einen ungünstigen Erhaltungszustand auf. Die Gründe sind seit langem bekannt, sie liegen in den intensiven Nutzungen, die die Naturbelange zu wenig oder gar nicht beachten. Wirksame Schutzmaßnahmen – auch über Bundesländergrenzen hinweg - sind daher nach wie vor unverzichtbar. Die EU-Naturschutzrichtlinien werden mehr denn je gebraucht.
Slider Plugin Übergreifende Handlungsfelder
Übergreifende Handlungsfelder
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Yvonne Döring/UN-Dekade
Grün in der Stadt erleben - Zuhause mit Natur Bekanntschaft machen
Grün- und Freiflächen im Siedlungsbereich bieten einer Vielzahl an Tieren und Pflanzen einen Lebensraum und machen Natur für die Menschen vor Ort erlebbar. Für die gesunde Entwicklung von Kindern sind Naturerfahrungen sehr wichtig. Umfragen zeigen, dass gerade in sozial schwächeren Schichten wegen ihres meistens naturfernen Wohnumfeldes der Bezug zur Natur schwach ausgeprägt ist und Naturerlebnisse im Alltag kaum noch eine Rolle spielen. Es stellt sich die doppelte Herausforderung, das Bauen auf den schon besiedelten Bereich zu beschränken, um den Flächenverbrauch einzudämmen, und zugleich mehr und höherwertige Naturflächen in den Städten zu schaffen. Das ist eine wesentliche Grundlage unserer urbanen Lebensqualität, ermöglicht Naturerfahrung und sorgt für ein besseres ökologisches Gleichgewicht.
BMUB/Dr. Ulf Hauke
Kennen und Verstehen - Den Schatz des Naturwissens bewahren und vermehren
In Deutschland kommen etwa 9500 Pflanzenarten, 14.400 Pilzarten und 48.000 Tierarten vor. Wegen der anhaltenden Gefährdung der biologischen Vielfalt sind viele Arten selten geworden, ihre weitere Entwicklung muss verfolgt werden. Neue Arten wandern ein, die noch wenig bekannt sind und hier Fuß fassen, auch sie müssen beobachtet werden. Naturschutzmaßnahmen müssen begleitet werden, um Wirksamkeit und Erfolg einschätzen zu können. Für all das braucht man ein Monitoring, auch länderübergreifend, und Menschen mit taxonomischer Expertise, also Artenkenntnis. Beides ist schwierig: Ein übergreifendes Monitoring der biologischen Vielfalt benötigt einheitliche Standards, damit die Daten vergleichbar sind, und die Anzahl der Taxonominnen und Taxonomen schwindet.
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BMUB/Dr. Ulf Hauke
Internationale Verantwortung - Natur kennt keine Grenzen
Der Schwerpunkt im BMU-Handlungsprogramm wurde bewusst auf Deutschland gelegt. Doch auch weltweit geht die biologische Vielfalt in immer stärkerem Maße zurück. Zum Teil ist die Lage in anderen Ländern deutlich dramatischer als in Mitteleuropa. Wir in Deutschland tragen für diese Entwicklung eine Mit-Verantwortung – nicht nur aus moralischen Gründen, sondern vor allem, weil wir durch unsere Lebensstile und Wirtschaftsweise zur Naturzerstörung in anderen Ländern beitragen. Deshalb engagieren sich das BMU und die gesamte Bundesregierung in bilateralen, europäischen und internationalen Prozessen für die biologische Vielfalt weltweit, so etwa beim Übereinkommen über die biologische Vielfalt und im Washingtoner Artenschutzübereinkommen.
Sandra Reiss/UN-Dekade
Finanzierung - Natur ist eine Anlage mit Gewinn
In den letzten Jahren wurden die staatlichen und kommunalen Ausgaben für die Erhaltung und Entwicklung von Natur und Landschaft stark heruntergefahren und Naturschutzverwaltungen so weit reduziert, dass nur noch ein Minimum an Aufgaben erledigt werden kann. Die Einhaltung von grundlegenden, gesetzlich geregelten Anforderungen des Naturschutzes soll und kann nicht aus Steuermitteln finanziert werden. Anders sieht es bei darüber hinaus gehenden Leistungen für die Natur, die der Gesellschaft wichtig sind, aus. Sie können nicht von Einzelnen, insbesondere von Land- oder Forstwirtinnen und -wirten ohne Entgelt übernommen werden, sondern müssen von der Gesellschaft honoriert werden.