Gesundheit: Warum wir eine intakte Umwelt brauchen

16.06.2021

Um gesund zu leben, brauchen wir eine gesunde Umwelt. Einflüsse wie Schadstoffe oder Lärm können uns krank machen.

Wenn in den Medien über Umweltprobleme berichtet wird, geht es oft auch um Gefahren für die menschliche Gesundheit. Beispiele aus den vergangenen Jahren sind Berichte über schädliche Chemikalien in Kinderspielzeug, die Luftverschmutzung in Städten oder die Diskussion über die WLAN- und Mobilfunkstrahlung.

Auch in Zusammenhang mit dem Klimawandel wird über Gefahren für die Gesundheit gesprochen. Denn durch die Veränderungen des Klimas kann es häufiger zu Hitzewellen, extrem starken Regen und Hochwasser kommen. Insekten, die Krankheiten übertragen können, breiten sich aus. Bei Menschen mit Allergien könnten diese sich verstärken, zum Beispiel, weil der Pollenflug sich verlängert.

Vielen Menschen ist es bewusst, dass Umweltverschmutzung und die Folgen der Klimaerwärmung der eigenen Gesundheit schaden können. Ein Drittel der Deutschen denkt sogar, dass die Belastung der eigenen Gesundheit durch Umweltverschmutzung und Schadstoffe stark oder sehr stark ist.

Die Rolle des Menschen

Wie Umwelt und Gesundheit zusammenhängen

Zu den Umweltfaktoren, die für unsere Gesundheit wichtig sind, zählen vor allem Wohnungen und ihre Einrichtung, die Luft in unserer Umgebung, das Trinkwasser, Lebensmittel und Gewässer sowie Gegenstände des täglichen Bedarfs wie Kleidung und Kosmetik. Diese Umweltfaktoren können mit Schadstoffen oder mit Krankheitserregern verunreinigt sein. Einige Umweltfaktoren können zudem mit Lärm oder Strahlung verbunden sein. Über die Atemwege, das Verdauungssystem, die Haut und die Sinnesorgane wirken sie auf den menschlichen Organismus und können die Gesundheit beeinträchtigen.

Die Lebensweise des Menschen und die Art und Weise, wie wir Güter produzieren, wirken sich weltweit auf die Umwelt aus. Auch der Verkehr und der enorme Energiekonsum der Menschen haben Folgen für die Umwelt. Diese Folgen wiederum haben Einfluss auf unsere Gesundheit.

Intensive Landwirtschaft

Rückstände von Mitteln zur Schädlingsbekämpfung (Pestizide) und Dünger, darunter auch Gülle aus der Tierhaltung, geraten ins Grundwasser, wo sie eine Gesundheitsgefahr darstellen. Einige Pestizide stehen unter Verdacht, Krankheiten wie Krebs oder Parkinson auszulösen.

Plastik in Gewässern

In Ozeanen und anderen Gewässern schwimmen große Mengen von Plastik. Es landet häufig in den Mägen von Meerestieren. In Form von sehr kleinen Plastikteilchen – sogenanntem Mikroplastik – kann es in die Nahrungskette gelangen.

Klimawandel

Der Klimawandel bringt weitere Gesundheitsgefahren mit sich. Dazu gehören unter anderem das Auftreten großer Hitze, der Anstieg allergieauslösender Substanzen oder Starkregenereignisse und Überschwemmungen.

Technischer Fortschritt und Bevölkerungswachstum

Auch gesellschaftliche Entwicklungen und der technische Fortschritt führen dazu, dass Menschen gesundheitsschädlichen Einflüssen wie Lärm oder Luftverschmutzung ausgesetzt sind. Zudem sorgt die weltweite Zunahme der Bevölkerung in den Städten für Gesundheitsprobleme. Beispielsweise, wenn die Infrastruktur nicht mitwächst. An vielen Orten weltweit führt das dazu, dass Trinkwasserversorgung oder Abwassersysteme fehlen.

Zahlen und Fakten

Wie groß sind die Auswirkungen?

Wie sich bestimmte Umweltfaktoren auf die Gesundheit auswirken und wie groß die Gesundheitsgefahren genau sind, ist schwer zu beziffern. Denn viele verschiedene Faktoren wirken sich auf die Gesundheit aus. Zu ihnen gehören neben den Umwelteinflüssen auch bestimmte Lebens- und Ernährungsweisen. Auch die einzelnen Umwelteinflüsse unterscheiden sich oft von Mensch zu Mensch, zum Beispiel je nachdem, wo jemand die meiste Zeit verbringt, etwa im Freien, in Räumen oder auch in Fahrzeugen.

Trotzdem zeigen statistische Daten, dass bestimmte Umweltprobleme erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Allein die Luftverschmutzung ist jährlich weltweit für sieben Millionen vorzeitige Todesfälle verantwortlich, so eine Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom März 2014. Schätzungen der WHO aus dem Jahr 2018 zeigen, dass weltweit neun von zehn Menschen Luft einatmen, die hohe Schadstoffkonzentrationen enthält. Nach Schätzungen der (WHO) sind in Nord- und Westeuropa bis zu zehn Prozent der Gesundheitsstörungen auf Umwelteinflüsse zurückzuführen. Diese Gesundheitsschäden bedeuten gleichzeitig auch Kosten für das Gesundheitssystem. Sie stellen also eine finanzielle Belastung für die Gesellschaft dar.

Zahlen und Fakten

Wie ist die Lage in Deutschland?

Die Schadstoffbelastung der Bevölkerung in Deutschland ist insgesamt vergleichsweise gering. Das bedeutet jedoch nicht, dass es keine Gesundheitsgefahren gibt. Laut Schätzungen der Europäischen Umweltagentur starben 2018 in Deutschland etwa 63.100 Menschen vorzeitig aufgrund von Feinstaubbelastung. Der Gesundheitsbericht des Bundes zählt Belastungen aus der Umwelt daher zu den wichtigsten Einflussfaktoren auf Gesundheit und Lebenserwartung der Deutschen. Vor allem Luftverschmutzung und Lärm sorgen für Probleme. Darüber hinaus sind die gesundheitlichen Wirkungen vieler heute verwendeter chemischer Substanzen nur wenig erforscht.

Luft

Vor allem Stickstoffdioxid (NO2) und Feinstaub beeinträchtigen die Luftqualität in Deutschland. Die Hauptquellen für Schadstoffe in der Luft sind Kraftwerke, der Straßenverkehr, die Landwirtschaft und die Industrieproduktion, aber auch Kaminöfen.

Feinstaubpartikel gelangen mit der Atemluft tief in die Atemwege und in die Lunge, die kleinsten Partikel sogar aus der Lunge ins Blut und darüber in andere Organe. Eine Langzeitbelastung mit Feinstaub erhöht zum einen das Risiko chronischer Erkrankungen. Zum anderen treten Atemwegserkrankungen häufiger auf, darunter Asthma.

Ein weiterer Luftschadstoff ist das Reizgas Ozon. Während uns das Ozon in der Ozonschicht – in Höhen von über 20 Kilometern – vor der gefährlichen ultravioletten Sonnenstrahlung schützt, beeinträchtigt es an der Erdoberfläche die menschliche Gesundheit. Dort bildet es sich vor allem während sommerlicher Hitzeperioden. An Tagen mit hoher Ozonkonzentration leiden viele Menschen an gereizten Augen, Husten und Kopfschmerzen.

Auch in Innenräumen gibt es Luftbelastungen. Zu den gesundheitsschädlichsten zählt Zigarettenrauch. Er betrifft nicht nur Raucher selbst, sondern auch andere Personen durch sogenanntes Passivrauchen. Aber auch Emissionen von Kaminfeuern sind schädlich.

Nahrung und Wasser

Auch Schadstoffe im Wasser oder in der Nahrung können die Gesundheit gefährden. Sie sind zwar selten so hoch konzentriert, dass sie unmittelbar zu Krankheitssymptomen führen. Aber selbst in geringen Mengen aufgenommen, können sie über die Jahre zu Gesundheitsschäden führen. Zu möglichen Schadstoffen gehören giftige Schwermetalle wie Blei, die sich im Körper anreichern. Veraltete Wasserleitungen aus Blei oder Lebensmittel sind Hauptquellen für Bleibelastungen. Probleme bereiten auch immer wieder Bakterien wie Legionellen in Wasserleitungen.

In Deutschland ist die Trinkwasserqualität sehr gut. Allerdings ist die Nitratbelastung im Grundwasser in manchen Regionen sehr hoch. Das ist ein Problem, da Trinkwasser zu mehr als 70 Prozent aus dem Grundwasser gewonnen wird. Wenn der Grenzwert für Nitrat im Trinkwasser überschritten wird, müssen die Wasserversorger unbelastetes Wasser zumischen, das Wasser aufwändig und teuer im Wasserwerk aufbereiten oder eine neue Quelle suchen. Das Nitrat stammt aus Düngemitteln, darunter Gülle aus der Tiermast.

Auch der Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung hat Folgen für die Gesundheit. Er fördert die Ausbreitung von Bakterien, die gegenüber bestimmten Antibiotika unempfindlich sind. Dadurch können Medikamente bei erkrankten Menschen ihre Wirkung verlieren, Entzündungen im Körper können dadurch tödlich sein.

Lärm

Lärm ist in Deutschland ein schwerwiegendes Problem. In vielen Städten ist es zu laut, auch an vielen Hauptverkehrsstraßen sowie an Bahnstrecken und in der Nähe von Flughäfen. Gesundheitliche Schäden können entstehen, wenn der Lärm zu stark ist oder zu lange andauert. Kurzzeitiger starker Schall kann zu Schwerhörigkeit oder zu anhaltenden Ohrgeräuschen (Tinnitus) führen. Schall kann darüber hinaus Stress auslösen.

Strahlung

Immer wieder sorgen verschiedene Formen von Strahlung für Diskussionen. Ein Beispiel sind die elektromagnetischen Felder, die unter anderem von Handys und Mobilfunkmasten ausgehen. Handys erzeugen diese Felder beim Telefonieren ohne Freisprecheinrichtung direkt am Kopf. Nach dem derzeitigen wissenschaftlichen Kenntnisstand reichen die international festgelegten Höchstwerte aus, um vor nachgewiesenen Gesundheitsrisiken zu schützen. Es bestehen jedoch noch Unsicherheiten zum Beispiel über die Auswirkung bei langfristiger intensiver Nutzung von Handys sowie über die Wirkung von elektromagnetischer Strahlung auf Kinder. Daher rät das Bundesamt für Strahlenschutz, sich möglichst wenig elektromagnetischen Feldern auszusetzen.

Ebenfalls zur Strahlung zählt ultraviolette Strahlung (UV-Strahlung). Die Sonne ist die natürliche Quelle für UV-Strahlung. Sie ist für Menschen gleichzeitig nützlich und gefährlich. Wer sich im Übermaß UV-Strahlung aussetzt, riskiert Schäden an Augen und Haut. UV-Strahlung kann zu Sonnenbrand, Sonnenallergien, Hautalterung und Hautkrebs führen.

Umweltschutz als Gesundheitsschutz

Welche Lösungsansätze gibt es?

Manchen Umwelteinflüssen, die zu Gesundheitsschäden führen, können wir uns besser entziehen als anderen. Bestimmte Vorsichtsmaßnahmen sind leicht umzusetzen, zum Beispiel beim Essen und bei starker Sonnenstrahlung. Schwerer ist es jedoch beispielsweise, Luftschadstoffe zu vermeiden.

Teil der Arbeit von Gesundheits- und Umweltbehörden wie dem Umweltbundesamt ist es zu ermitteln, woher Umweltbelastungen stammen. Ziel ist, schädliche Folgen für die Gesundheit möglichst zu verhindern.

Es gibt viele Initiativen auf verschiedenen politischen Ebenen mit dem Ziel, die Belastungen zu verringern. Zum Beispiel hat die Bundesregierung im Koalitionsvertrag von 2018 vereinbart, den Lärmschutz zu verbessern.

Generell gilt in Deutschland die EU-Grundwasserrichtlinie. Sie sieht vor, das Grundwasser vor Schadstoffen zu schützen, zum Beispiel vor Nitrat und Pflanzenschutzmitteln. Das Bundesumweltministerium setzt sich mit dem sogenannten nationalen Wasserdialog dafür ein. Für die Umsetzung der wasserrechtlichen Regelungen sind die Bundesländer und die Kommunen zuständig.

Nachdem der Europäische Gerichtshof Deutschland 2018 und 2019 verklagt hatte, weil die EU-Nitratrichtlinie nicht eingehalten wurde, erarbeitete die Bundesregierung eine neue Düngegesetzgebung. Seit Januar 2021 darf in Gebieten, in denen das Grundwasser stark mit Nitrat belastet ist, nicht mehr so viel gedüngt werden.

Zur Reduzierung der Luftschadstoffbelastung in Städten sind vor allem Veränderungen im Straßenverkehr nötig. Hauptquelle der Stickstoffoxide in Städten sind Diesel-Pkw. Im Jahr 2020 kam es zu einer deutlichen Verringerung der Luftbelastung mit Stickstoffoxiden. Denn es wurden viele ältere Diesel-Pkw durch moderne Technik aufgerüstet oder durch neue Fahrzeuge ersetzt, berichtet das Umweltbundesamt. Auch Tempolimits und Fahrverbote sowie schadstoffärmere Busse haben zur Verbesserung der Luftqualität beigetragen, heißt es in dem Bericht. Dennoch wurden 2020 in mehreren deutschen Städten Grenzwerte für verschiedene Luftschadstoffe überschritten. Weitere Maßnahmen zur Reduzierung sind nötig.

Tipps für den Alltag

Was kann ich selbst tun?

UV-Strahlung

Kleidung, Sonnencreme und Aufenthalte im Schatten vermindern das Risiko, Gesundheitsschäden zu erleiden.

Ozon

Bei hohen Ozonwerten sollte Sport im Freien vermieden werden. Aktuelle Daten zur Luftbelastung stellt das Umweltbundesamt hier zur Verfügung.

Hitze

An heißen Tagen ist es wichtig, viel zu trinken. Am besten Wasser. Kaffee, süße oder alkoholhaltige Getränke helfen nicht. Auch hier gilt: Sport nur zu kühlen Zeiten, wie etwa morgens. Jalousien oder Vorhänge helfen, die Innenräume kühl zu halten. Die beste Zeit zum Lüften ist nachts oder morgens. Kranke und ältere Menschen sowie Kleinkinder sind in Hitzeperioden besonders gefährdet, auf sie sollte man dann besonders achten.

Information schützt!

Warnungen über akute lokale Gesundheitsgefahren (beispielsweise über Legionellen im Trinkwasser oder den Zustand der Badeseen) werden von Kommunen, Bundesländern, regionalen und lokalen Medien veröffentlicht.

Die Warn-App NINA des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe informiert über Unwetter, Hochwasser und andere Gefahren.

Informationen über bedenkliche Inhaltsstoffe in Kosmetika oder Alltagsprodukten bietet zum Beispiel die Warn-App "Toxfox", die die Umweltschutzorganisation BUND zur Verfügung stellt. Auch die App "CodeCheck" informiert über die Inhaltsstoffe von Produkten.

Umweltschutz ist Gesundheitsschutz

Die Umwelt schützen

Jeder Mensch kann selbst einen Beitrag dazu leisten, die Umwelt zu schützen. Möglichkeiten im Alltag sind zum Beispiel:

  • Autofahrten auf das Nötigste reduzieren
  • Abfälle richtig entsorgen
  • Nachhaltig einkaufen und übermäßigen Konsum vermeiden
  • Weniger Fleisch essen
  • Kaputte Gegenstände reparieren lassen, statt neue zu kaufen

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