Umweltökonomische Gesamtrechnung unterstützt die Klimavorsorgepolitik der Bundesregierung

02.07.1997
Hinweis: Dieser Text stammt aus dem Pressearchiv.
Veröffentlicht am:
Laufende Nummer: 055/97 S
Thema: Klimaschutz
Herausgeber: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Leitung: Angela Merkel
Amtszeit: 17.11.1994 - 27.10.1998
13. Wahlperiode: 17.11.1994 - 27.10.1998
Aufbereitete Daten helfen beim Monitoring der Selbstverpflichtungserklärungen zum Klimaschutz

Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit teilt mit:

"Die aufbereiteten Wirtschafts- und Umweltdaten zeigen ökologisch wichtige Trends auf und geben Hinweise, wie sich Änderungen des Konsumverhaltens oder der Wirtschaftsstruktur auf die Umwelt auswirken. Die UGR liefert aber auch Informationen, wie sich in den einzelnen Branchen Umweltschutzmaßnahmen niederschlagen. Damit erhält man insgesamt ein wesentlich differenzierteres Bild über ökonomisch-ökologische Zusammenhänge, aus denen sich der politische Handlungsbedarf und die Wirkungen umweltpolitischer Maßnahmen genauer abschätzen lassen. Angesichts der schwer überschaubaren Vielfalt von Umweltdaten halte ich eine solche, auf politisch relevante Fragestellungen orientierte Verknüpfung und Aufbereitung von vorhandenen Daten für sehr wichtig." Dies erklärte Bundesumweltministerin Dr. Angela Merkel anläßlich der Pressekonferenz des Statistischen Bundesamtes zur Umweltökonomischen Gesamtrechnung (UGR) in Frankfurt.

Der Schwerpunkt der diesjährigen Pressekonferenz des Statistischen Bundesamt zu den UGR liegt beim Thema Klimaschutz. Verläßliche und differenziert aufbereitete statistische Daten zählen zu den Grundvoraussetzungen für die Umsetzung einer nachhaltig wirksamen Politik zur Verminderung des globalen Treibhauseffekts. Deshalb werden auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene Anstrengungen unternommen, um die statistische Basis zu verbreitern, vorhandene statistische Daten neu aufzubereiten und die Darstellung international zu vereinheitlichen. Hierzu liefern die heute vorgestellten empirischen Ergebnisse der UGR einen wichtigen Beitrag. Auf der Basis der in den internationalen Verhandlungen abgestimmten methodischen Empfehlungen versucht das Statistische Bundesamt nicht nur die direkten Treibhausgasemissionen den Wirtschaftszweigen des produzierenden Gewerbes zuzurechnen, sondern auch die aufgrund von Vorleistungen z. B. der Elektrizitätsversorgung oder des Verkehrsbereichs zugerechneten indirekten Treibhausgasemissionen branchenspezifisch zuzuweisen. Dies ist ein erster wichtiger Schritt zur verursachergerechten Aufbereitung der statistischen Daten.

In der jetzigen Form sind diese aufbereiteten Daten eine Hilfestellung bei dem von der Bundesregierung mit der Wirtschaft vereinbarten Monitoring zur Überwachung der Selbstverpflichtungserklärungen der deutschen Wirtschaft zur Klimavorsorge. Im Rahmen dieser Erklärung hat die deutsche Wirtschaft der Bundesregierung am 27. März 1996 zugesagt, besondere Anstrengungen zu unternehmen, um die spezifischen CO2-Emissionen bis zum Jahre 2005 um 20 % auf der Basis des Jahres 1990 zu vermindern. Dieser Erklärung haben sich bislang insgesamt 19 Wirtschaftsverbände angeschlossen. Über die Zusage spezifischer Emissionsminderungen hinaus haben 12 Wirtschaftsverbände eine Minderung der absoluten CO2-Emissionen um insgesamt 170 Millionen Tonnen (dies entspricht etwa 17 % der deutschen CO2-Emissionen des Jahres 1990) zugesagt. Das vereinbarte Monitoringsystem stellt u.a. darauf ab, den einzelnen Industriezweigen auch die CO2-Emissionen zuzurechnen, die auf Energielieferungen aus anderen Bereichen zurückzuführen sind (z. B. Lieferungen von Strom durch die öffentliche Elektrizitätsversorgung oder von Wärme von Fernwärmeunternehmen). Hier erlaubt die differenzierte Aufbereitung vorhandener statistischer Daten, wie sie von der UGR geliefert werden, einen detaillierteren Einblick und eine gründlichere Kontrolle der erreichten Fortschritte. Dies kann auch vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung in Essen, das von der Bundesregierung und der Wirtschaft mit der Überwachung der Selbstverpflichtungserklärung betraut wurde, genutzt werden.

Bundesumweltministerin Dr. Angela Merkel: "Möglichst lückenlose statistische Angaben über Treibhausgasemissionen schaffen eine wichtige Voraussetzung für eine konsequente Klimavorsorgepolitik. Es ist zu begrüßen, daß die UGR differenziert aufbereitete statistische Daten liefert, die bei der Beurteilung der erzielten Fortschritte genutzt werden können und die Überwachung von freiwilligen Zusagen der Wirtschaft zur Klimavorsorge erleichtern. "

Die Bundesregierung hält eine umweltorientierte Ergänzung der traditionellen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (insbesondere des Bruttoinlandsprodukts) durch die UGR für notwendig. Durch die UGR mit ihrer systematischen, statistischen Erfassung der ökonomisch-ökologischen Zusammenhänge in einer Periode soll eine wichtige Informationsgrundlage zur Bewertung der Fortschritte in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung geliefert werden. Die UGR, wie sie vom Statistischen Bundesamt erarbeitet wird, zielt jedoch nicht auf Ersetzung, sondern auf Ergänzung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen. Die Entwicklung eines einzigen hochaggregierten Indikators, wie eines sogenannten "Ökosozialprodukts", ist aufgrund methodischer Probleme kein realistisches Ziel für eine "amtliche" Zahl. Angesichts des langfristigen Charakters des Projektes müssen Prioritäten beim Ausbau des UGR-Konzeptes gesetzt werden, um mittel- bis langfristig zu einem wirklich geschlossenen, konsistenten Gesamtkonzept der UGR zu gelangen.

Bundesumweltministerin Dr. Angela Merkel: "Für eine Politik der Nachhaltigkeit ist es besonders wichtig, bessere Informationen - nach Wirtschaftsbereichen differenziert - über die Verflechtung von Umwelt und Wirtschaft zu bekommen. Insbesondere wenn es um die Abschätzung von Wirkungen umweltpolitischer Maßnahmen geht, brauchen wir solide Informa-tionen, die auch von der Wirtschaft und anderen Gruppen akzeptiert werden. Denn beispielsweise die Diskussion um die Wirkungen einer ökologischen Steuerreform haben gezeigt, daß in der Wissenschaft für diese Berechnungen durchaus verschiedene Daten und Methoden zugrunde gelegt werden, die dann zu entsprechend unterschiedlichen Ergebnissen führen. Insbesondere bei der quantitativen Abschätzung von Wachstums- und Beschäftigungseffekten umweltpolitischer Maßnahmen für die verschiedenen Wirtschaftsbranchen brauchen wir bessere Informationen. Ich würde es sehr begrüßen, wenn das Statistische Bundesamt mit seinen UGR-Daten und -Methoden in Zukunft dazu beitragen könnte, diese Abschätzungen auf eine solidere Basis zu stellen. Deshalb kann ich das Statistische Bundesamt nur unterstützen, seine Anstrengungen in diesem Bereich fortzuführen. Ich erwarte von der UGR aber nicht nur für den derzeit besonders intensiv diskutierten Klimaschutz bessere Informationen, sondern auch für andere Bereiche, wie Abfall und Wasser oder auch stärker übergreifende Themen wie Flächenverbrauch und Artenvielfalt. Diese Informationen wären vor allem auch für andere Politikbereiche, wie die Landwirtschafts-, Verkehrs- und Siedlungspolitik, von Bedeutung. Im übrigen könnte man mit dem Instrumentarium der UGR theoretisch nicht nur die ökonomischen Auswirkungen umweltpolitischer Maßnahmen abschätzen, sondern ebenso die Umwelteffekte von Maßnahmen in anderen Politikfeldern darstellen. Für die Erreichung des Ziels einer nachhaltigen, umweltgerechten Entwicklung ist nicht allein das Bundesumweltministerium verantwortlich."

02.07.1997 | Pressemitteilung 055/97 S | Klimaschutz
https://www.bmuv.de/PM1119
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