Umweltgruppe Knau-Dittersdorf: Gegen Tierleid und Gülle

Kurz und knapp

Im ostthüringischen Orla produzieren 180.000 Schweine in Käfigbatterien täglich 3.000 Kubikmeter Rohgülle. Viele der Schweine des 1978 eröffneten Zucht- und Mastbetriebs sind für die Herstellung bundesdeutscher Wurst bestimmt. Aus riesigen Hallen und Gülle-Teichen entweicht so viel Ammoniak, dass Hunderte Hektar Wald sterben und Aufforstungen erfolglos bleiben. Die "Verregnung" auf umliegenden Feldern tut ihr Übriges. Schwermetalle und Nitrate belasten das Trinkwasser. Den umliegenden Gemeinden stinkt es im wahrsten Sinne des Wortes.

Mitte der 1980er Jahre gründen die Pfarrer aus den benachbarten Orten Knau und Dittersdorf, Peter Taeger und Reinhard Weidner, eine Umweltgruppe. Gemeinsam sammeln sie Daten. Dias der Mastanlage, die ein Schäfer für sie fotografiert, illustrieren ihre Vorträge über die Folgen der Massentierhaltung. Die Gruppe schreibt Eingaben, veranstaltet Umwelttage und gibt die Schrift Die Leidplanke heraus. In der Zeit des Umbruches gehen Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner und Umweltakteurinnen und Umweltakteure auf die Straße. Auch im Werk wächst der Unmut. Proteste und neue ökonomische Anforderungen wirken zusammen. Im September 1990 beschließt der nun demokratisch legitimierte Ministerrat der DDR auf seiner letzten Sitzung die Einstellung des Werkes.

Jan Schönfelder, Der größte Saustall Europas, in: Horch und Guck, Heft 76, 2/2012, S. 28-31.

Natur- und Umweltengagement in der DDR

"Wir haben uns nicht versteckt"

Stand: 06.12.2021